Forschungsprojekt

Musico Pratico

Pietro Pontios Dialoge in Übersetzung, digitaler Auswertung und kritischer Rezeption

Der in Norditalien tätige Kapellmeister, Komponist und Musiktheoretiker Pietro Pontio (1532–1596) publizierte zwei aufeinander aufbauende Lehrbücher in Dialogform, den «Ragionamento di musica» (1588) und den «Dialogo ove si tratta della theorica e prattica di musica» (1595). Beide Publikationen sind Schlüsselwerke der Epochenschwelle um 1600 und zeigen auf, wie im Übergang zwischen Renaissance und Barock Musik gelehrt und gelernt wurde.


Das Projekt wird in einer Kooperation zwischen der Schola Cantorum Basiliensis (FHNW), der Julius-Maximilians-Universität Würzburg sowie dem dortigen Zentrum für Philologie und Digitalität durchgeführt und basiert auf drei Säulen:

 

  1. 1. Digitale Edition und Übersetzung (Deutsch/Englisch) der beiden Dialoge mit ihren Musikbeispielen auf einer maßgeschneiderten Online-Infrastruktur (open access). Kommentare und ein Glossar ordnen Pontio in den musikalischen, musiktheoretischen, ästhetischen und kulturellen Kontext seiner Zeit ein. 
  2. 2. Pontios musikalische Beispiele werden mit digitalen Methoden der Korpusforschung analysiert. Zu diesem Zweck werden zwei Korpora definiert: A) Pontios zahlreiche, aber nur verbal angedeutete Beispiele von Kompositionen aus dem 16. Jahrhundert und B) Pontios eigene innovative Musikbeispiele im Vergleich zu späteren Abhandlungen, die ein ähnliches Vorgehen zeigen. 
  3. 3. Ein praktischer Aspekt der heutigen Rezeption ist die quellenbasierte Entwicklung innovativer Didaktiken für den Unterricht in Musiktheorie (Kontrapunkt, Analyse, Improvisation) an Musikhochschulen und Universitäten. Durch interaktive Formate und mediale Verbreitung wird das Potenzial der Dialoge von Pontio einem breiteren Nutzerkreis zugänglich gemacht. 

 

Ziel des Projekts «Musico Pratico» ist es, einen zeitgemässen Zugang zu den Quellen zu ermöglichen, die somit für die heutige Forschung, Musikpraxis und Lehre genutzt werden können. Die komplementären Expertisen der beteiligten Institutionen in Basel und Würzburg sollen dabei produktiv zusammenwirken und Impulse für die digitale Musikforschung und die künstlerisch-pädagogische Praxis geben.

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